Viele Unfälle auf Berliner Radwegen

Die Grünen haben eine kleine Anfrage gestellt, um unter anderem herauszufinden, wieviele Radfahrer in den ersten drei Quartalen des Jahres auf Berliner Radwegen wegen unachtsamer Rechtsabbieger verunglückt sind. Beantwortet wurde diese wie folgt: Von 27 schwer verunglückten Radfahrern waren 24 auf Radwegen unterwegs. Im Kreuzungsbereich starben 2 Radfahrer, 13 wurden schwer verletzt. 7 Schwerverletzte gab es auf den Radwegen, 2 auf gemeinsamen Geh- und Radwegen. Je ein Radfahrer verunglückte schwer auf der Fahrbahn, auf der Busspur und auf einem auf der Fahrbahn markierten Radweg.

Im März ergab eine weitere kleine Anfrage der Grünen, dass im Jahre 2009 14 der 48 Getöteten auf überhöhte Geschwindigkeit zurückzuführen waren.

Was könnte man als nächstes fragen? Ein Vorschlag: Wieviele Radfahrer verunglückten im Jahre 2010 bei grüner, wie viele bei roter Ampel?

Antworttext der kleinen Anfrage (PDF)

Winterdienst auf den Fahrradrouten

Während man in Kopenhagen zunächst die Radfernwege freiräumt, um dadurch Autofahrten einzusparen und den Verkehr flüssig zu halten (siehe de.rec.fahrrad), fährt man in Berlin eine andere Strategie. Hier haben große Straßen und Straßen mit Busverkehr Vorrang, deren Fahrbahn mit Salz gestreut werden darf. Dann kommen die Radwege, die von der BSR geräumt werden sollen – ohne Salz. An letzter Stelle stehen die Gehwege, die dezentral von den Anwohnern freigehalten werden müssen.

Völlig ohne Winterkonzept stehen die innerhalb der Stadt eingerichteten Radial- und Tangentialrouten für Radfahrer da. Diese führen hauptsächlich über ruhige asphaltierte Nebenstraßen und grüne Wege, beispielsweise durch Parkanlagen. Gerade die grünen Wege scheinen von jeder Räumpflicht ausgenommen zu sein – und sind damit teilweise unbenutzbar.

Dieser Beitrag soll zu einer Diskussion anregen – um Beispiele für guten oder schlechten Winterdienst wird gebeten!

ADFC bringt Mitradelzentrale ans Netz

Gemeinsam auf Fahrradtour gehen macht mehr Spaß als alleine. Der Allgemeine Deutsche Fahrrad-Club (ADFC) bietet deshalb einen neuen Service an: die Mitradelzentrale. Das Portal will Urlaubs- und Freizeitradfahrer zusammenbringen, die nicht allein unterwegs sein wollen.

Eine Registrierung ist nicht erforderlich. Wer Mitfahrer sucht, gibt im Formularfeld die Region oder das Land an, in dem er fahren möchte, und macht Angaben zur gewünschten Fahrtgeschwindigkeit, zum angepeilten Reisetermin und ob ein bestimmtes Alter oder Geschlecht bevorzugt wird. Noch genauer formulieren kann man seine Wünsche im freien Formularfeld. Nach dem Absenden des Formulars erhält man eine automatisch generierte Mail mit einem Freischaltlink. Erst nach Anklicken des Links geht das Gesuch online. Die eigene Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Nach drei Monaten wird die Anzeige aus der Datenbank gelöscht.

Zur Zeit  befinden sich 42 Anzeigen im Portal. Unter den ersten 300 Inseraten verlost der ADFC Fahrradtaschen und Miniwerkzeuge.
Mitradelzentrale

Polen: Alkoholisierte Radfahrer und Autofahrer sind gleichberechtigt

Wenn man in Polen betrunken auf dem Fahrrad erwischt wird, muss man nicht mehr mit einem Entzug der Fahrerlaubnis für Kraftfahrzeuge rechnen. Das sieht eine vom Sejm jetzt beschlossene Gesetzesänderung vor, die nach einem Urteil des Verfassungsgerichts notwendig geworden war.

Das polnische Verfassungsgericht hatte entschieden, dass ein Entzug des Autoführerscheins bei betrunkenen Radfahrern gegen den Gleichheitsgrundsatz verstösst, da betrunkene Autofahrer, denen die Fahrerlaubnis entzogen wurde, nicht auch gleichzeitig mit einem Verbot des Radfahrens belegt werden.
Infoseite Polen: Radfahrer endlich gleichberechtigt

Das Lasti

Seit mehr als 15 Jahren tut das abgebildete Lastenfahrrad, genannt Lasti, gute Dienste für unsere WG. Vermutlich wurde es in den fünfziger Jahren in Holland gebaut und besitzt massive Blattfedern und einen unverwüstlichen Rahmen. Auf der 1,80 Meter langen Lädefläche können locker 250 bis 300 Kilo transportiert werden, wahlweise auch ein halbes Dutzend Kinder im Kita-Format. Eine Dreigangnabe von Fichtel & Sachs sorgt dafür, dass man das Lastenrad auch schwer beladen noch anfahren kann, allerdings musste die Nabe mehrmals ausgetauscht werden.

Mitte der Neunziger haben wir das Lasti von einem Händler im Prenzlauer Berg erworben, recht günstig, weil das Hinterrrad fehlte. In den ersten Jahren wurde es als Baufahrzeug verwendet und hat unermüdlich Materialien zum Hausbau herbeigekarrt. Inzwischen wird es nicht mehr so häufig benutzt, kommt aber immer noch mehrere Male im Monat zum Einsatz.

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Das Lasti auf der Sternfahrt 2010.

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Lasti auf einer Mediaspree-Fahrrademo im Jahre 2008.

Fahrrad-Polizisten sitzen im Winter lieber im Streifenwagen

Die Fahrradpolizisten in Potsdam, Cottbus, Frankfurt an der Oder und Königs Wusterhausen stellen ihre Fahrräder in den Schuppen. Wegen Personalmangels in der kalten Jahreszeit steigen sie auf Funkwagen um. Nur die Radstreifen in Brandenburg an der Havel sind weiter auf dem Bike unterwegs, „so lange es nicht nass oder glatt ist“.
Märkische Allgemeine: Im Winter sitzt man im Streifenwagen

Anne-Katrin Ebert über nationale Unterschiede im Umgang mit dem Fahrrad

anne-kathrin-ebert-radelnde-nationen.jpgDie Historikerin Anne-Katrin Ebert ist Leiterin des Bereichs Verkehr am Technischen Museum Wien und hat im Sommer ihre Dissertation zur Fahrradgeschichte in Deutschland und Holland veröffentlicht:

Anne-Katrin Ebert: Radelnde Nationen
Die Geschichte des Fahrrads in Deutschland und den Niederlanden bis 1940
Campus, Frankfurt am Main Juni 2010
ISBN-10 3593391589
495 Seiten, 18 Abbildungen, 11 Grafiken
€ 49,90

Ich habe den Band noch nicht gelesen, irgendwann folgt ganz gewiss einmal eine Rezension. In der WDR-3-Sendung Resonanzen wurde Ebert zu den Anfängen des Radfahrens befragt.

Resonanzen: Interview mit Anne-Katrin Ebert

Radwegebenutzungspflicht ist absoluter Ausnahmefall

Das Bundesverwaltungsgericht hat heute ein wegweisendes Urteil über die Radwegebenutzungspflicht gefällt. Danach ist eine Fahrradwegebenutzungspflicht nur bei „bei qualifizierter Gefahrenlage zulässig“. Im konkreten Fall ging es um die Anordnung der Stadt Regensburg, für einen am Stadtrand gelegenen gemeinsamen Fuß- und Radweg eine Benutzungspflicht anzuordnen. Dagegen hatte der ADFC Regensburg geklagt und hat nun in letzter Instanz Recht bekommen. Damit sind die Rechte der Radfahrer als gleichberechtigte Verkehrsteilnehmer gestärkt.
Bundesverwaltungsgericht: Radwegebenutzungspflicht nur bei qualifizierter Gefahrenlage zulässig
ADFC Dresden: Bundesverwaltungsgericht bestätigt bayerisches Urteil

Google Street View

Seit heute ist der umstrittene 3D-Kartendienst Google Street View für 20 deutsche Städte verfügbar. Der Dienst ist auch für Radfahrer gut geeignet, kann man doch Strecken virtuell am Rechner befahren, bevor man sie real abradelt. Hier ein Blick auf unsere Werkstatt in der Admiralstraße. Einfach mit dem Cursor ins Bild und weiterfahren. Den Standpunkt ändert man, indem man auf die Pfeile klickt, die nach links oder rechts weisen. Man dreht den Bildausschnitt, indem man mit der Maus den Ring um die Windrose oben links ein wenig verändert.


Größere Kartenansicht

Umbau der Kastanienallee

BikeBlogBerlin hat gestern einen Aufruf zu einem Krisentreff zum Umbau der Kastanienallee veröffentlicht: „Eine Bürgerinitiative aus der Kastanienallee macht sehr polemisch gegen den Radfahrstreifen in der Kastanienallee mobil. Wer an diesem Donnerstag, den 18.11., um 13 Uhr (Treffpunkt Oderberger Straße/Kastanienallee) eine gute Stunde Zeit hat, ist herzlich willkommen. Es wäre gut, wenn sich viele Fahrradfahrer deutlich für den Radstreifen aussprechen würden.“

Zur Zeit besitzt die Kastanienallee eine Fahrspur in jede Richtung. Auf dieser Spur tummeln sich Straßenbahnen, Autos und Radfahrer. Viele Radfahrer haben mit Recht großen Respekt vor dem Fahren auf der Castingallee, weil sich immer mal wieder Unfälle ereignen, wenn Radfahrer in die Straßenbahngleise geraten.

Nach dem Willen des Bezirksamtes Pankow soll die Straße erheblich verbreitert und der Bürgersteig ebenso erheblich verkleinert werden. Neben den Gleisen sollen Radfahrspuren entstehen. Dafür sollen die Parkstreifen verschwinden, Autos sollen künftig in Parktaschen abgestellt werden, die wiederum vom Bürgersteig abgezwackt werden. Allerdings soll die Zahl der Parkplätze in der Kastanienallee um etwa 40 Prozent reduziert werden. Dennoch wird die Straße nach dem Umbau breiter und die Bürgersteige schmaler. Für eine Flaniermeile wie die Kastanienalle ist das meines Erachtens das falsche Signal. Breite Straßen verführen zu schnellem Fahren. Bemerkenswerterweise konnte sich die Verkehrslenkung Berlin (VLB) noch nicht einmal dazu entschließen, aus der Kastanienallee eine Tempo-30-Zone zu machen.

Parallel zur Kastanienallee verläuft im Abstand von einhundert Metern die Choriner Straße, die in wenigen Wochen zu einer Fahrradstraße umgestaltet wird. Radfahrer aus dem Bezirk Pankow mit einem Ziel im Bezirk Mitte werden also in Zukunft auf die Choriner Straße ausweichen können.

Die BVG befürwortet den Umbau der Kastanienallee, weil sie sich eine höhere Geschwindigkeit der Straßenbahn erwünscht. Dieses Ziel wäre aber mit einem Umbau des Weinbergswegs viel besser zu erreichen. Auf der ebenen Kastanienallee ist ein Radfahrtempo von 15 oder 20 kmh locker zu erreichen, während der relativ steile Anstieg im Weinbergsweg dazu führt, dass die Straßenbahnen im Schritttempo hinter Radfahrern hinterherfahren, die sich den Weinbergsweg hochkämpfen. Der Verzicht auf einen Parkstreifen im Weinbergsweg und die Anlage eines Radfahrstreifens in diesem Bereich würde also zu einer deutlich höheren Durchschnittsgeschwindigkeit der Straßenbahnlinie M12 führen.

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Wenn man alle Argumente für und gegen einen Umbau der Allee abwägt, dann kann das Ergebnis nur lauten, sich gegen eine Verbreiterung der Kastanienallee auszusprechen.

Kann es einen Kompromiss geben? Ja, den kann es geben. Verkehrsstadtrat Jens-Holger Kirchner hat vor kurzem in der taz gesagt: „Am besten wäre es, wenn es gar keine Parkplätze gäbe. Aber das haben wir uns nicht getraut.“ Wenn Kirchner sich trauen würde, statt der vierzig Prozent der Parkplätze achtzig oder neunzig Prozent zu eliminieren, wäre allen geholfen. Den Radfahrern, die dann eine eigene Spur hätten, und den Flaneuren, denen der Platz auf dem Bürgersteig bliebe.

Grafik: taz

Automatische Fahrradpumpe

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Auf dem Foto seht ihr eine automatische Fahrradpumpe, manche bezeichnen sie auch als Notfallpumpe.  Außer dem Schlauchgelöt braucht man lediglich ein parkendes Auto, dessen Reifen man anzapfen kann.

Bauanleitung gibts bei Instructables. Achtet auch auf den Warnhinweis auf der letzten Seite von Instructables: „Remember! Thou shalt not steal air from public transportation. Public transportation is good.“
[via]

The Bicycle

Kurzfilm über einen außergewöhnlichen Tag im Leben eines Fahrrads in Amsterdam. Von Mateo Perez und Jeroen Klokgieters.