Als erste Radreisende ueber den noch geschlossenen Anzob Pass (3373 Meter)

Etappe Samarqand (Uzbekistan) nach Dushanbe (Tadschikistan)

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Ein Kurztripp nach Tashkent und die weiteren Veraenderungen

Von Samarqand fuhr ich mit einem Nachtzug nach Tashkant. Da Radreisende in Samarqand berichteten, dass der Erhalt des chinesischen Visums hier in nur einem Tag moeglich sei, wollte ich dieses versuchen. Die Fahrt in dem Nachtzug war ein echtes Erlebniss: Er war komplett voll, in einem Abteil schliefen sechs Leute – also drei uebereinander auf ausklappbaren Liegen.In Tashkent ging es auf dem schnellsten Weg und mit positiver Einstellung zur chinesischen Botschaft. Geschlossen! Auf Grund eines Staatsbesuches bleibt die Botschaft die gesammte Woche geschlossen. Naja, nichts ist planbar auf solchen Touren. Mit einem Sammeltaxi fuhr ich zurück nach Samarqand, denn am Nachmittag sollte endlich Richtung Berge aufgebrochen werden. Ueber den Pamirhighway werden mich zwei super nette und sehr lustige Franzosen begleiten. Dieses ist nicht die einzige Veraenderung: Jack, der kleine Hund, blieb bei einer Familie, die uns einige Kilometer vor dem Anzob Pass zum Essen und Uebernachten eingeladen hatten. Auch eine Routenaenderung gibt es, da die Situation in Kirgisien eine sichere und unbedachte Durchreise nicht zulaest. Ausserdem moechte ich nicht mehr als eine Woche in Dushanbe bleiben, um auf das kirgisische und chinesische Visum zu warten. Ich koennte so nur gute zwei Wochen in China verbleiben. Also werden wir den Pamirhighway fahren, runter zur afghanischen Grenze, wieder auf den Pamirhighway Richtung  und schliesslich zurueck nach Dushanbe. Von Dushanbe wird nach Riga geflogen und dann mit dem Rad nach Berlin gefahren. So haben wir viel Zeit um die Berge zu geniessen, kein Visastress.

Ein Aufstieg mit Herzklopfen

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Nach dem Kurztripp zur uzbekischen Hauptstadt ging es gut gelaunt los. Links und Rechts ragten schneebedeckte 5000er in die Hoehe. Der Grenzuebergang von Uzbekistan nach Tadschikistan war sehr klein, alles verlief schnell und unkombliziert. Auf der gesamten Strecke begegneten uns die Menschen mit einer unglaublichen Freundlichkeit. Wir wurden zum Tee, Essen oder Uebernachten eingeladen. Brot und Kaese wurde uns geschenkt. Die Strasse war selten asphaltiert, von Steinschlag, kleineren und groesseren Baechen gepraegt. Als ein Bagger einen kleinen Erdrutsch wegschaufelte, wurde kurz gehalten.

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In Anzob wurde uns berichtet, dass der Pass noch geschlossen ist,  dennoch wollten wir die Berge sehen und nicht durch den ca. 6 Kilometer langen Tunnel. Der Aufstieg war sehr schoen, natuerlich auch anstrengend. Doch der Knueller kam noch: Auf den letzten ca. 400 Hoehenmetern war die “Strasse“ immer wieder von Schnee bedeckt.

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Auf der einen Seite ging es so hunderte Meter hangabwaerts, auf der anderen hunderte Meter hoch. Wir traten kleine Pfade in den Schnee, die Raeder bekommen eine eigene Spur. Fuer die letzte Etappe wurden ca. vier Stunden benoetigt, eine super spannende Erfahrung. Selten hatte ich so ein Herzklopfen.

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Auf dem Pass war es nur noch 9 Grad warm, es windete. Zu unserer Ueberraschung war er bewohnt, es gab eine Wetterstation.   Wir wurden erneut zum Tee und gerade gebacken Brot eingeladen.

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Der Tag endete mit einer sehr schoenen Abfahrt.

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Bis bald

KY

Den Bericht habe ich vor zwei Wochen geschrieben, der Bericht ueber den Pamirhighway folgt.

Lust mehr über die Radtour zu erfahren? Unter der Kategorie „Touren“ findet ihr alle Berichte mit Bildern.

TDP Tour de Prignitz

Die Tour de Prignitz wird seit 1997 von einem Radiosender und einer Lokalzeitung organisiert und bietet für Einheimische und Fahrradtouristen reizvolle Landschaften und  traditionsreiche Städte und ist gleichzeitig eine Art Städtespiel. Es geht um Punkte, vergeben für die das größte Teilnehmerfeld und den schönsten Empfang in der Zielstadt… gewonnen werden kann Geld, letztes Jahr wurde damit ein neuer Spielplatz gebaut. In diesem Jahr wurde die Tour de Prignitz vom 31. Mai bis zum 5. Juni ausgetragen. Insgesamt 4202 angemeldete Teilnehmer waren auf einer oder mehreren der jeweils etwa 50 Kilometer langen Etappen unterwegs. Die Gemeinde Heiligengrabe im Landkreis Ostprignitz-Ruppin ging 2010 als Sieger des Wettbewerbs hervor. Aus dem Tourtagebuch: „Mehr als 1.000 Radler, die sich wie ein bunter Lindwurm von Wusterhausen bis Heiligengrabe schlängeln ! Man fährt um eine Ecke und sieht bis zum Horizont nur Radler. Mit Kindern im Schlepptau, Hunden im Lenkerkorb, eine nicht enden wollende Reihe. Dazu rote Nasen von der Sonne, Wasserflaschen, aber jede Menge frohe Gesichter.“

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Dank an Conrad für Foto und Hinweis.
Märkische Allgemeine: Tour de Prignitz

Es ist so aufregend!

Etappe Nukus – Samaqand

Von Nukus nach Bukhara – die Wüste rief!

Es wurde heiß, verdammt heiß. Am frühen Nachmittag erklommen die Temperaturen an die 40°C. An Radfahren war zu dieser Zeit nicht zu denken. Doch an eine schöne Siesta in einem der auf der Strecke verteilten Truckstopps. Auf Plateaus konnte gesessen, gegessen und geschlafen werden. Dies ist nichts ungewöhnliches, denn auch die Trucker fahren erst am frühen Abend weiter.

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Auf einem dieser Stopps konnte ich beobachten, wie der „irreguläre“ Markt für Benzin und Diesel funktioniert. In Usbekistan ist beides gerade knapp, die Tankstellen sind geschossen oder es wird in Schlangen auf den Sprit gewartet. Vor dem Cafe waren Steine zu einer Auflagefläche gestapelt. Auf der Auflagefläche standen PET-Flaschen gefuellt mit Benzin oder Diesel. Fast minütlich hielten Fahrzeuge. Manchmal wurde nur eine 1,5l Flasche gekauft, manchmal mit Kanister und Trichter der Wagen betankt. Für mich nicht erkennbar, wurden die Verkaufenden vor einem vorbeieilenden Polizeiwagen gewarnt.

Bereits auf den ersten Kilometern hinter Nukus wurde es sehr sandig, nur im gelegentlich sichtbaren Flusstal des Amudarya wuchsen Bäume. Es ist wahnsinnig spannend zu beobachten, wie schnell sich die Landschaft in der Wüste verändert. Im Gegensatz zur zuvor durchquerten Steppe, hatten wir meist Sandboden. Das Zelten wird somit erschwert, da sich die Räder auf Sand nur äußerst schlecht fortbewegen lassen. Die Anzahl der singenden und zwitschernden Vögel hat deutlich abgenommen. Allgemein gibt es weniger Gewächse, der Abstand zwischen jenen hat sich vergrößert.

Der Gegenwind lies uns auf diesen Kilometern weitgehend in Frieden – wurde ja auch Zeit.

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Die älteste Stadt Zentralasiens – Bukhara

Selten konnte mich eine Stadt so beeindrucken, wie es Bukhara tat. Abends und am frühen Morgen machte ich eine große Runde, um den Tourist_innen auszuweichen. Die Altstadt bestach durch kleine Gassen und mit in der traditionellen Architektur erbauten Lehmhäuser. Die Madrasas mit ihren vielen Mosaiken sind beim ersten Anblick einfach umwerfend.

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Aber das Beste ist, dass wir andere Radreisende trafen. Mit sechs Reiseradler_innen wurde bei super entspannter Atmosphäre in Bukhara zu Abend gegessen. Mit vier Personen machten wir uns auf den Weg nach Samaqand. Endlich wurde es wieder grüner, es gab sogar die ersten Hügelchen. In der Ferne leuchteten die ersten Berge des Pamirgebirges. Jetzt noch ruhig zu bleiben, fällt mir unglaublich schwer. Die Vorfreude ist riesig.  Mit unglaublicher Freundlichkeit begegnen mir die Menschen: Es wird gerufen, gewunken, mit Handys Fotos oder Videos bemacht oder neben mir gestoppt. Auf dem Markt in Juma, kurz vor Samaqand, wanken mich ein paar Frauen und Kinder zu sich herueber. Mit Händen und Füssen wurde sich verständigt, eine sehr, sehr herzliche „Unterhaltung“. Mit meinen wenigen Worten Russisch kann ich mich ein wenig verständlich machen, doch nun wird mehr Farsi und Usbekisch gesprochen. Leider konnte ich mir nur wenige Worte merken.

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Am Zeltplatz

Und die nächsten tollen Begegnungen kamen sofort: In Samaqand landeten wir in einem B&B, in welchem ca. 6 weitere Reiseradler_innen sind. Super! Nach einer kurzen Besichtigungsrunde wurde der Antrieb des Rads gründlich gereinigt. Dies war nach der Wüstentour mehr als nur Notwendig.

Es gibt neue Routenplaene, doch dazu mehr, wenn die Buerokratie rund lief.

Danke fuer die netten Kommentare!

Bis Bald!

KY

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Mit Rad und Hund über die kasachische und usbekische Salzstraße

 

Ein Überblick über die Etappe von Astrachan (Russland) nach Nukus (Usbekistan)

 

Die Letzten Kilometer in Russland

Nach einem sehr entspannten Ruhetag in Astrachan sind wir beim Hinausfahren aus der Stadt in eine blöde Situation geraten: Vor einem Supermarkt sollten die Vorräte für die nächsten Tage in der Wüste aufgefüllt werden. Gerade als wir die Räder anlehnen wollten, begann ein Mann einer Frau an der Handtasche herumzureißen. Die Frau weinte und schrie. Zusehen ist in solchen Situationen einfach nicht angebracht! Ich rannte dazwischen, doch nur kurzeitig konnte die Frau von dem Mann getrennt werden. Der Mann war besoffen, unberechenbar. Vorbeigehende Passanten wurden um Hilfe gefragt. Niemand reagierte. Es wurde gegafft und weitergegangen. Einer meinte, dass es sich um eine Familiengeschichte handele. Mir egal, ein Mann ist offensichtlich Gewalttätig und niemand tut etwas! Irgendwann sind sie in eine Richtung verschwunden, nach etlichen Versuchen der Trennung und des Weglaufens. Blöd in so einer Situation die Sprache nicht sprechen zu können.


Die Salzstraße in Kasachstan

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Im Delta der Wolga schwammen Kühe und Pferde

Juhu, der Hund ist mit über die Grenze. Die Freude darüber war riesig. Auf der russischen Seite wurde er einfach laufen gelassen. In den ganzen Trubel fiel Jack gar nicht weiter auf und konnte uns einfach hinterher trotten. Legendlich auf der kasachischen Seite meine ein Beamter scherzhaft, ob der Hund denn auch einen Pass hätte.

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Die LKWs warteten auf der kasachischen Seite auf ihre Einreise nach Russland 

Leider begleitete uns der Wind weiterhin aus der falschen Richtung. Somit hatten wir bisher im gesamten Mai nur zwei ein halb Tage ohne starken Gegenwind. Dies ist teilweise recht anstrengend, sogar frustrierend. Dennoch konnte die Strecke durch eine unglaublich tolle Steppen- und Wüstenlandschaft überzeugen. Nach der Durchquerung des Wolgadeltas und der russischen Kalmücken gab es prompt das erste Kamel.

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Bei Nebel am Morgen kreuzten einige Kamele die Straße

Fast schlagartig begann die Steppe und diese lebt. Die Regenzeit liegt erst wenige Wochen zurück, so kann etwa wilder Rhabarber gefunden werden. Der Boden veränderte sich vom lehmartigen Untergrund zu feinsten Sand. Tagsüber hatten wir an die 40 Grad, folglich passten wir unseren Rhythmus den klimatischen Verhältnissen an: Im Morgengrauen aufstehen, lange Mittagspause und anschließend noch ein paar Kilometerchen in den Abend. Auch der Wind nahm meist mit der Temperatur zu, so konnten wir ein paar Kilometer ohne viel Wind herausschlagen.

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 Jack on Tour

Einen geeigneten Zeltplatz zu finden war nie schwierig: Einfach einige hundert Meter links oder rechts der Straße auf den Sandboden. Zelte wurden bei der Dämmerung aufgeschlagen. Die Weite und Ruhe ist wunderbar. Jack muss jeden Abend den Zeltplatz sichern und die Vögel verbellen. Sehr amüsant das Hündchen.

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Sonnenuntergang in der Einsamkeit

Die Versorgung war zu keiner Zeit ein Problem. Der Verkehr sehr gering und die Straßenbelege echt klasse. Doch ca. 80 Kilometer vor der usbekischen Grenze nahe der Stadt Beyneu verabschiedeten sich jene guten Bedingungen. Auf Sand und Schotter wurde zur Grenze gehoppelt. Zuvor durchfuhren wir Sandverwehungen, die aber nur wenige Kilometer andauerten.

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In Kasachstan

 

Das Ustyult Plateau in Usbekistan 

Der Grenzübergang von Kasachstan nach Usbekistan war sehr klein. In Wellblechhütten wurde gearbeitet. Sowohl bei der Ausreise aus Kasachstan, als auch bei der Einreise nach Usbekistan schien Jack ein Problem zu sein. Doch da wir die Sprache nicht sprechen und keine Diskusionen führen können, wurden beide  Augen zugedrückt. Auf der usbekischen Seite wurden wir begeistert von ca. 20 Personen umringt, die unsere Räder und Jack toll fanden. Die Vorfreude auf die nächsten Tage stieg sogleich an. Die Einreisebürokratie verlief hier ohne PC, wir wurden in ein Buch eingetragen und erhielten unsere Stempel.

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Dieser Straße folgten wir einige Tage über das Ustyult Plateau

Die Straße hatte nun wieder Asphalt, lediglich 15 weitere Kilometer mussten nach ca. 300 Kilometern gehoppelt werden. Doch der starke Gegenwind sorgte für weitere harte Tage. Wir wechselten uns alle 25 Kilometer mit dem Vornefahren ab. Und kam zu glauben, auch in der Wüste regnet es. Aber nicht schlimm, da es nach wenigen Minuten aufhörte. Zunächst wurde es in Usbekistan nochmal recht kühl. Kaum über 20 Grad stiegen die Temperaturen tagsüber. Allerdings hat sich dies auf den letzten 100 Kilometer vor Nukus wieder zum Heißeren geändert. Die Landschaft wurde ebenso ca. 100 Kilometer vor Nukus erstaunlich grün: Kleinere und größere Kanäle durchschnitten die wieder landwirtschaftlich genutzten Flächen. Der zum Aralsee führende Strom Amudarya sorgt für die nötige Versorgung mit Wasser.

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Beim Hineinfahren nach Nukus wurden wir von einem sehr freundlichen, jungen Mann angesprochen. Er machte den Vorschlag uns die Stadt zu zeigen und lug uns zu seiner Familie ein. So lernten wir viel über die junge Hauptstadt der autonomen Region Karakalpakstan, da Englisch gesprochen wurde. Zum Essen gab es ein typisch usbekisches Reisgericht.  

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Bis bald 

KY

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Die 30 beliebtesten Radwanderwege

Die 30 beliebtesten Radwanderwege in Deutschland zeigt Die Zeit in einer Infografik. Die Zahlen stammen aus der Radreiseanalyse des ADFC. Meistbefahrenste Strecke ist der Elberadweg mit einem Anteil von etwas über acht Prozent am gesamten Radwandertourismus. Es folgen Mainradweg (6,75%), Weserradweg (4,93%), Rheinradweg  (4,51%) und Ostseeküstenradweg (4,00%).

Die Zeit: Deutschlandkarte Radwanderwege

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Mit Gegenwind durch Russland

Etappe: Kerch (UK) bis  Astrachan (RUS)

Kurz vor der ukrainisch-russischen Grenze bei Kerch trafen wir eine Gruppe Radfahrer_innen. Super, wir kamen auf der Fährüberfahrt nach Russland schnell ins Gespräch. Die Überfahrt dauerte nur wenige Minuten, alles verlief unproblematisch.

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Dies war die Fähre

Auf der russischen Seite hieß es Räder abpacken und alles durch den Scanner. Zum Glück mussten die Taschen nicht weiter geöffnet werden. Die Gruppe Radler_innen wartete wenige Kilometer hinter der Grenze auf uns, da unsere Passkontrolle viel Zeit in Anspruch nahm.  Wir beschlossen zusammen zu fahren und zu campen. Mit einem Feuer und einem Bier endete der Tag. Es war sehr spannend für eine Gruppe von ca. 15 Personen einen Zeltplatz zu finden, der nach Möglichkeit nicht einsichtig ist. Letztlich wurde in einer sich an Feldern langziehenden Baumgruppe genächtigt. Morgens wurde leckerer Milchreis mit Kondensmilch zubereitet. Dies hat so gut geschmeckt, dass es jetzt Kondensmilch unterschiedlicher Geschmackssorten als Brotaufstrich gibt. Nach gut 30 Kilometer  trennten sich unsere Wege. Sie fragten, ob wir nicht mit ihnen mitkommen wollten. Leider haben wir nur ein 15-Tage Visum, somit mussten wir die kürzeste Strecke Richtung Kasachstan wählen.

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Bereits auf der Krim blies uns ein teils recht heftiger Ostwind entgegen, was gleichfalls gutes Wetter bedeutete. Irgendwie hatte ich die Hoffnung, dass dieser nach dem Verlassen der Halbinsel abnehmen würde. Dazu kam es jedoch nicht: Mehrere Tag fuhren wir mit 8-16 km/h! Alleen haben für mich eine ganz neue Bedeutung bekommen, denn sie bieten ausgezeichneten Windschutz. Auch die Landschaft veränderte sich tagelang nicht grundlegend, es wurde an großen Äckern vorbeigefahren, die häufig mit Baumreihen begrenzt wurden.

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Die Baumreihen eigneten sich hervorragend  zum Zelten. Nach ca. 500 Kilometern erreichten wir das Vorland des Kaukasus. Eine schöne Abwechslung, da es ein wenig wellig wurde. Aber Höher als 600 Meter ging es auch hier nicht.

Nach ca. 700 Kilometern änderten sich schließlich die Windverhältnisse. Es wechselt von Seiten- zu Rücken- oder eben Gegenwind. Auch die Landschaft veränderte sich nach der durchquerten Hügellandschaft schlagartig: Wir erreichten arides Gebiet. Auf Grund der Trockenheit wird der Ackerbau von Viehwirtschaft abgelöst.

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Gute 200 Kilometer vor dem ersehnten Ruhetag in Astrachan lag der Wind nochmal richtig los. Kein Kilometer wurde uns bei dem Durchfahren der Steppe geschenkt. Dennoch war ihr Reiz enorm: Vor etlicher Zeit  war diese Region vom Kaspischen Meer überflutet, kleine Hügel sind die geomorphologischen Relikte dieser Zeit. Von den Hügeln konnten ganze Landstiche überblickt werden, endlose Weite, endlose Ruhe. Die Straßen waren auf der gesamten Etappe sehr gut.

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Eine kleiner Fischmarkt am Straßenrand

 

Es gibt eine kleine Veränderung

Ca. 80 Kilometer vor Astrachen rannte uns ein kleiner schwarzer Wollknäuel hinterher. Zunächst wurde einfach Weitergefahren, doch er folgte uns weiterhin. Wir stoppten, es kleines, höchstens vier Monate alte Hündchen mit Fledermausohren. Da es vom vielen Laufen erschöpft war, legte es sich zu uns. Und nu? Ab in die Tasche und wir waren drei. Wie selbstverständlich lang das Hündchen in der Tasche und schien den Fahrtwind zu genießen, während ich bei nur ca. 12 km/h durch den Gegenwind strampelte.

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In Astrachan verbrachten wir nach diesem sehr aufregenden und anstrengenden Tag ewig mit der Suche nach einem Internetcafé, um billige Unterkünfte zu recherchieren. Schließlich fanden wir eine Möglichkeit der Internetnutzung in der Post. Super, denn hier sollte eine lang ersehnte Büchersendung ankommen. Als Jens, mein Mitreisender, ohne Paket zurückkam war die Enttäuschung mehr als nur groß. Bei der herausgesuchten billigen Unterkunft musste wenig später leider festgestellt werden, dass sie nur russische Personen aufnehmen. Wir mussten zum Plan B übergehen und einen Schweizer Studenten anrufen, den wir über eine Internetplattform kannten. Beim Warten lief der Hund weg, blöd. Doch nach kurzer Suche war wieder alles beim Alten. Die Suche nach einer günstigen Unterkunft verlief dagegen weniger erfolgreich und endete gegen 23:30 in einem ca. 21 Euro teuren Zimmer. Bei dem ganzen Gesuche regnete es, der letzte Regen in Astrachan war über zwei Monate her. Wir hatten das Glück scheinbar gepachtet. Der wiedergefundene Hund wurde eingeschmuggelt und ich nahm nach 10 Tagen ohne warmes Wasser ein langes Bad. Die Vorfreude auf die nächste Etappe ist gewaltig. Was aus dem Hund wird, ist genauso spannend, wie jeder neuer Tag auf dieser Tour.

Bis Bald

KY

 

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Radfahrparadies Krim?!

Etappe: Odessa zur ukrainisch-russischen Grenzstadt Kerch auf der Krim

Aller Anfang ist schwer!

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Hier sah alles noch wunderbar aus

Das Wetter in Odessa setzte mir ganz schön zu. Eigentlich sollte doch nur ein Pausentag gemacht werde. Doch der Aufenthalt verlängerte sich auf geschlagene zwei ein halb Tage. Nach dem gemütlichen Pausentag setzte pünktlich zum geplanten Start am 20. 04 der Regen ein. Und nu? Lesen, Schachspielen, aber den sehr großen Markt schlendern nix macht mehr Freude, denn ich möchte aufs Rad – weiter. Letztlich hatten wir genug vom Warten und fuhren bei Regen los! Und dies war der bisher letzte Regentag, hihi.

Was machen wir mit der über gebliebenen Zeit?

Wir umrunden die Krim! Unsere russischen Visa sind erst ab dem 1.05 gültig, Zeit für die „Insel“. Wir fuhren von Odessa Richtung Mykolaiv, die Strecke wurde zu einer wahrlichen Schlammschlacht auf Grund des vorigen Dauerregens. Die Straße war nur teilweise asphaltiert und von kleinen und großen Löchern übersät. Fahrzeuge suchten sich ihren jeweilig besten Weg, der Rechtsverkehr war wie vergessen.

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Ein Bild der Straße mit Jens

Durch den vielen Schlamm wurde der Antrieb der Räder lahmgelegt. Kein Problem: Ab zur nächsten Tankstelle und gründlich mit viel Wasser reinigen. Auf besserer Straße und bei Sonnenschein ging es auf plattem Land Richtung Krim. Die Landschaft wurde von Kanälen durchschnitten, an einem wurde gezeltet. Morgens gab es erneut Eiswasser!

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Die autonomen Republik Krim ist im nordwestlichen Teil sehr flach und landwirtschaftlich ueberpraegt.

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So wird Mittagspause gemacht

Bei gut stehendem Wind und super Straßenverhältnissen ist der Fahrspaß enorm. Unteranderem wurde an einer einige Kilometer ins Landesinnere reichenden Meeresbucht gezeltet, die wir über Feldwege erreichten. Bester Zeltplatz bisher! Da der Platz so schön ist, waren wir zunächst nicht alleine. Sehr freundliche Taucher bereiteten zuvor gefangene Muscheln zu. Um das Probieren kam ich nicht Drumherum. Geschmackssache eben.
Zum Schwimmen verlockend war das Meer, doch abends wird’s flott kühl! Morgens um sechs lag ich im Zelt und überlegte hin und her. Eine halbe Stunde später: Mit dem Waschlappen bewaffnet stand ich im Meer. Bei nur sechs Grad Außentemperatur und einer sehr flachen Bucht war Schwimmen nicht möglich. Um mich aufzuwärmen wurde das Zelt mit etwas steifen Bewegungen recht schnell abgebaut. Im Anschluss gab es ein Heißgetränk, die Sonne stieg hinter einem Hügel hervor. Der südliche Teil der Halbinsel ist von einem Gebirgsmassiv geprägt. Herrliche Farbenspiele ergaben sich bei Abfahrten in Richtung Küste. Mehr als 1600 Höhenmeter erklommen wir mir unseren Rädern an einem Tag.

Training für Tadschikistan

Am 28.04 war ein Abstecher die Bergriege der Krim geplant. Drei Pässe mit bis zu 1500 Meter sollten vom dem an der Küste gelegenen Yalta erklommen werden.

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Yalta

Nach ein wenig Durchfragen fanden wir den richtigen Abzweig auf die kleine Bergstraße. Und los ging die lustige Kletterei. Nach geschafften vierhundert Höhenmetern standen wir von einer Schranke. Vor einem Pass sind mir schon des öfteren Schranken begegnet, deswegen dachte ich mir zunächst nicht viel dabei. Zwei Wachleute kamen uns jedoch entgegengelaufen und erklärten uns, dass es hier nicht weiter gehe und wir zurück zum Meer müssten. Etwas ernüchtert wurde umgedreht, der Bergausflug gestrichen.

Die „zweite Wahl“ stellte sich als ein absolutes Streckenhighlight heraus: Von Alushta bis Feodosiia erlebten wir einen grandiosen Ritt durch eine wunderschöne Steilkuestenlandschaft.

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Bei fast keinem Verkehr und guten StraЯenbelaegen ging es mit Sonne im Rücken an Wein, blühenden Bäumen und einem Meer- und Bergblick weiter in Richtung der russischen Grenze. Wir kletterten über 2000 Höhenmeter an diesem Tag, es wurde also doch noch was aus dem „Training“. Die letzten hundert Kilometer auf „ukrainischen“ Boden konnten flott zurückgelegt werden, denn es war erneut sehr flach. Später geht es mit der Fähre nach Russland. Ich bin sehr gespannt.

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Zelten im Wein nur die Flasche fehlte

Wie geht es Körper und Material nach einem Tourmonat?

Nach dem langen, schneereichen Winter ohne Radfahren waren die ersten Tage nicht ganz einfach. Recht schnell baute sich dennoch die nötige Muskulatur wiederauf, so dass die Tätigkeit des Radfahrens eher unbewusst geschieht und Gedanken nachgegangen werden kann. Natürlich ändert sich dies bei Gegenwind oder Anstiegen! Anfangs zwickte eine alte Knieverletzung, die ich mir auf einer anderen Tour zuzog. Aber alles ist super jetzt.
Einen Platten hatte ich bisher noch nicht. Legendlich eine Schraube hatte sich an der Schaltung gelöst. Ein verwirrtes Hündchen fand meine Hintertaschen leider so toll, dass er ein Loch hineinbiss. Es wurde geklebt.

Zur anfangs gestellten Frage: Mir hat es auf der Krim sehr gut gefallen, was meint ihr?

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Bis Bald
KY

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Von Berlin nach Istanbul

Nette Animation einer Fahrradtour von Berlin nach Istanbul in englisch. Fotos, Filmsequenzen, Tilt-Shift-Aufnahmen, klassiche Animationen, zusammen mit viel Schwarzraum besitzt der Film eine ganz eigene Erzählweise. Wenn man nicht die Zeit hat, die ganze 16-Minuten-Animation anzuschauen, lohnt sich auf jeden Fall der Anfang.
[via]

Au Soleil (To The Sun) from Josh Wedlake on Vimeo.

Von Lviv nach Odesa

Support aus Lviv

Am Morgen des 11.04 gab es eine super Überraschung: Slavik, den wir über Warmshowers kennen lernten, ist in einem Lviver Radforum aktiv. Hier werden kürzere und längere Radtouren geplant. Völlig unerwartet meinte er kurz vor unsere Abfahrt, dass die Radausflügler_innen um die Ecke seien und uns die ersten Kilometer begleiten würde. Super, dann müssen wir nicht alleine aus der Stadt finden und mit vielen Leuten Rad fahren macht Spaß.

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Es wurden nicht nur einfach die größeren, von uns gewählten Straßen gefahren, vielmehr ging es ins Gelände. Auf zum Teil recht schlammigen, nicht asphaltierten Wegen wurden abgelegene Dörfer durchquert. An der Burg Swirskij Samok wurde Mittagspause gemacht, pünktlich zum eintreffenden Schauer. Wie mir erklärt wurde, werden alle ukrainischen Ritterfilme an dieser Burg gedreht. Es ist die älteste der Ukraine.

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Nach guten 50 Kilometern trennten sich unsere Wege, die Gruppe steuerte Lviv an und wir Berezhany. Hier die nächste Überraschung: Kaum angekommen wurden wir angesprochen. Slavik informierte einen Freund von unserem Eintreffen. Es gab eine Stadtbesichtigung mit Besuch einer alten und halb zerfallenen Burg.

Der Ritt durch die Ukraine

Von Lviv aus wurde in Richtung Südosten gefahren. Die Strecke bot viele Höhenmeter, die es zu überwinden galt. Viele kleine Zuflüsse des Stroms Dnister haben über Jahrtausende Durchbruchtaeler in die Landschaft geschnitten, um zu der lokale Erosionsbasis, der Dnister, zu gelangen. An dem moldawischen-ukrainischen Grenzort Mohyliv-Podilskyi kamen wir schließlich in ihr Tal.

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Tal der Dnister

Auf sehr kleinen Wegen folgten wir weiter der moldawisch-ukrainischen Grenze. Die Straßen waren meist sandige und löchrige Feldwege.

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In einem Dörfchen an der moldawischen Grenze

Im Gegensatz zu den ersten Kilometern auf ukrainischen Boden sind nun die Bushaltestellen oder Teile von Hauswänden mit Mosaikkunst gestaltet. Die sowjetische Mosaikkunst hatte ihre Blütezeit von 1975- 1985.

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Beispiel einer Bushaltestelle

Die Landschaft wird vom Ackerbau geprägt. Typisch für die durchfahre Regionen sind kleine, lang gezogene Felder. Doch auch das Gegenteil konnte gesehen werden: Acker, der ganze Hügel bis zum Horizont überzieht.

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Ortschaften wurde nicht nur durch ein einfaches Schild eingeleitet. Oft sind Figuren mit dem Ortsnamen am Eingang zu sehen.

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Ein Beispiel ca. 50 Kilometer vor Odesa.

Durch ein wunderschönes, ca. 100 Kilometer langes Tal fuhren wir nach Odesa und genossen die Blühte der Kirschbäume.

Auf der Strecke sind wir an vielen Gedenkorten der von Nazideutschland ermordeten Jüdinnen und Juden vorbeigekommen.

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„Es ist geschehen und folglich kann es wieder geschehen“ (Paul Levi)

Nieder mit dem Faschismus!

Bis Bald

KY

Nein, ihr kommt nicht auf dem Landweg mit den Rädern in die Ukraine!

Etappe: Czestochowa nach Lviv

Von der Pilgerstadt Czestochowa (Pl) mit ihrem Kloster Jasna Gora ging es am 06.04. bei trübem Wetter weiter. Zunächst musste viel Verkehr bewältigt werden, bei dem das Radfahren nicht ganz so viel Freude bereitet. Doch schon im nächsten Städtchen Olsztyn konnten wir die Ruinen einer alten Burg bestaunen, von den grauen Wolken wirkten diese noch beeindruckender.

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Die nächsten Tage ging es über die Kulturlandschaft Ostpolens weiter. Wir fuhren über sehr schöne, kleine Straßen, die sich entlang von Feldern und durch Wälder schlängelten. Eine Nebelfahrt war inklusive.

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Mein absolutes Streckenhighlight ließ bis kurz vor dem letzten polnischen Campingaufenthalt auf sich warten: Eine Fahrt durch ein Sumpfgebiet. Wir fuhren in die Dämmerung, wunderschöne Bilder ergab der aufsteigende Nebel von den tagsüber erwärmten Sumpfflächen.

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Und hier wurde gezeltet! Eine paar Wochen später hätten einem bestimmt die Mücken gefressen, doch so war alles super.

Dörfer in Polen

Die von uns passierten Dörfer zogen sich meist entlang einer Hauptstraße. In eigentlich jedem etwas größeren Dorf war eine Kirche zu finden. Um die Kirche zog sich nur sehr selten ein größerer Marktplatz. Deutlich fielen die vielen neu errichteten oder im Bau stehenden Häuser auf. So durchfuhren wir Dörfen, in welchen geschätzte 40% des Bestandes nicht älter als 10 Jahre sind. Am Anfang oder Ausgang eines Dorfes liegt meist ein Friedhof.

Grenze ist auch immer eine Grenzerfahrung

Es sollte von Polen in die Ukraine gehen am Grenzübergang Hrebenne (Pl)-Rava-Rus’ka (Ua). Schnell noch das letzte Münzgeld ausgeben und ab zur polnischen Seite der Grenze. Der erste Posten wurde erfolgreich absolviert. Nun nur noch Pässe zeigen. Gut gedacht, aber die polnische Beamtin erklärte uns auf Deutsch, dass wir die Ukraine mit unseren Rädern nicht auf Landweg betreten könnten. Wir müssten zu der ca. 100 Kilometer entfernt gelegenen Stadt Przemysi und von dort aus mit dem Zug in die Ukraine einreisen. Es wurde auf der ukrainischen Seite angerufen, um zu fragen ob wir in einem Bus sitzend einreisen dürften. Nein, war die Antwort. Uff, so ein großer Umweg, dabei sollte es doch nach Lviv gehen, waschen, Stadt ansehen, Internet. Wir treten um und setzten uns langsam in Bewegung. Halt, wurde gerufen. Ein netter Mann meinte, er will uns in seinem Transporter mit über die Grenze nehmen. Ihm sei das „Nein“ von dem ukrainischen Beamten egal. Schnell wurden alle Sachen von den Rädern gepackt, Räder in den Transporter geschoben, Sachen drauf und los ging es. Auf der ukrainischen Seite erwarteten uns gewohnt strenge Grenzpolizisten. Schwierig sich in solchen Momenten zu beherrschen und die Frage nach dem Geburtsort beispielsweise ernst zu nehmen. Wiedererwarten wurden unsere Sachen nicht durchsucht und nach ein bisschen Papierkram und einiger Wartezeit konnte es weiter gehen.

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Ende gut, alles gut! Nein, die Grenze gibt es immer noch. Jegliche Form von Staaten und somit ebenso ihrer Grenzen sind abzulehnen! Eine weitgehende Reisefreiheit darf niemals von einem Geburtsort abhängig gemacht werden.

Die ersten Kilometer in der Ukraine

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Zunächst wurde die Straße deutlich holpriger. Wir kamen an super schönen, kleinen Dörfchen vorbei. Eine Pferdekutsche lieferte sich mit mir ein Rennen. Viele Leute lächelten einem zu, wanken oder hupten freundlich.

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Marktplatz von Zhovkva 30 Kilometer entfernt von Lviv

Am Abend des 9.04 sind wir heil in Lviv angekommen. Vor der Stadt wurde es nochmal ein wenig hügelig, was mir immer sehr viel Spaß macht. Ohne Probleme verlief die Hineinfahrt nach Lviv. Über die Plattform Warmshowers hatten wir einen Schlafplaz gefunden. Warmshowers.org ist das Coachsurfing für Reiseradfahrer_innen. Ich kann es nur wärmstes weiter empfehlen.

Bis Bald

KY

Unter der Kategorie „Touren“ findet ihr die Route der Reise (Berlin – Bischkek) und andere Berichte hierüber.

Das Spektakel hat begonnen!

Hallo!

Regelmäßig berichte ich hier über meine Radtour von Berlin nach Kirgisien. Den ersten Eintrag findet ihr unter https://rad-spannerei.de/blog/2010/03/27/ein-reisebericht-mit-dem-rad-von-berlin-nach-kirgisien/

 

Bei gutem Wetter konnte die Tour starten. Die anfängliche Aufregung legte sich mit dem ersten Tritt. Zunächst war das Fahren mit vielen Gepäck sehr ungewohnt, doch das Gefühl hierfür stellte sich gleichfalls nach wenigen Kilometern ein.

Die ersten vier Tage hatten wir viel Glück mit dem Wetter, viel Sonne und nur wenige Wolken. Da musste sogar die Sonnencreme ausgepackt werden. Nachts wurde es allerdings mit minus einem Grad recht kühl. Die Strecken war meist recht flach, doch hin und wieder brachten Hügel Abwechslung. Gestern hat es leider den gesamten Tag über geregnet. Nach guten 115 Kilometern Regenfahrt suchten wir uns in Czestochowa eine günstige Bleibe, um uns endlich zu duschen und die Sachen zu trocknen.

 

Ostern wird in Polen ein wenigen anders gefeiert. Am Karfreitag haben alle Läden geöffnet. Samstags werden kleine, mit einem weißen Tuch bedeckte Körbe zur Kirche getragen. In den Körben sind Eiern und Lahmfleisch, dies wird in der Kirche gesegnet und am nächsten Tag mit der Familie gegessen.

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So ging es los

 

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Tschüß BRD!

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erster Zeltplatz

 

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Mittagessen?

 

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in Szprotawa

 

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Eine Radstraße

 

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Am Wegrand

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Vom Zeltplatz am vierten Tag

Das Gepäck
Ich packe meinen Koffer mit ….

…. einer Regenjacke, Regenueberzug fuer die Schuhe, einer Regenhose, einem Fließpulli, einen Windbreaker, einer Funktionsbluse, zwei Tops, einem T-Shirt, einem Funktionsshirt, einer Zipphose, einer leichten Jogginghose, zwei Radhosen, diverser Unterwäsche, Trekkingsandalen, einem Kompass, einer Stirnlampe, einer Isomatratze, einem Zelt, einem Schlafsack, einem Seideninlett, einem Becher, Geschirr, Essen, Gewürze, Kartenmaterial, zwei Multitools, 10 Bremssohlen, Flickzeug (Rad, Zelt/Isomatte), zwei Kettenschlösschen, einer Kette, einem Schlauch (mh oder doch lieber noch einen), zwei Reifenheber, einemBremsseil, einem Schaltzug, einer Glühbirne, einem Radcomputer, Batterien, Öl, Ersatzschrauben, eine 15ner Schlüssel, Klebeband, Ersatzspeichen und Nippel, drei Flaschen, einem Kulturbeutel, Schwimmsachen, einem Handtuch, einer Reiseapotheke, ein paar Büchern, zwei Kugelschreiber, einem Notizbuch, einer Kamera, einem Mp3-Player, einem Reisepass, einer Kopie des Impfpasses und des Reisepasses, einer Kopie der Auslandsreiskrankenversicherung und Klopapier.

Natürlich sind es zwei Vorder- und zwei Rücktaschen. Es kommen noch ein Packsack sowie eine Lenkertasche mit.
Den Taschen sind Funktionen zugeordnet. Die eine Vordertasche ist für Essen und Geschirr, die andere für kleiner Sachen (Bücher, Werkzeug, Regensachen,..). Hinten gibt es eine Schlaftasche sowie eine Tasche mit Klamotten und noch freiem Platz. Der Packsack soll in entlegenen Regionen mit Essen und Wasser befuellt werden.

Bis bald!

Ein Reisebericht: Mit dem Rad von Berlin nach Kirgisien

Hallo liebe Leserinnen und Leser!

Es ist so unglaublich: In ein paar Tagen werde ich eine vier monatige Radtour beginnen. Die Vorfreude wächst ins Unermessliche. Doch zunächst ein Dankeschön an die Radspannerei dafür, dass ich auf eurem Blog über meine Reise berichten darf!

Die Route

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Los geht es in Berlin, die BRD soll bereits am ersten Tag hinter sich gelassen werden. Übernachtet wird irgendwo in Polen – gezeltet natürlich. Juhu, endlich wieder den gesamten Tag unterwegs und draußen!

Es wird Polen durchquert, anschließend die Ukraine. In der Ukraine wird es vielleicht auf die Krim gehen, eine Halbinsel im nördlichen Schwarzen Meer.  Die nächsten ca. 1200 Kilometer führen durch Russland zu der Grenzstadt Astrachan. Das im Delta der Wolga gelegene Astrachan wird als das „russische Tor zum Osten“ bezeichnet, hier werden wir Europa in Richtung Zentralasien verlassen. Die Route führt weiter durch Kasachstan entlang des Kaspischen Meers. Jetzt wird es heiß: Im gemäßigten Steppen- und Wüstenklima von Usbekistan wird südlich des Aralsee weitergefahren. Die Städte Nukus und Buchara werden auf einer hunderte kilometerlangen, scheinbar schnurrgraden Straße durchquert. Es geht weiter nach Samarkand: Und von hier aus endlich ins Gebirge, in Richtung der tadschikischen Hauptstadt Duschanbe. Es ist erreicht – der Pamirhighway! Über mehrere Viertausender wird er uns führen, super. Bis Khorugh soll dem Pamirhighway gefolgt werden, dann wird es auf einer kleineren Straße weitergehen, immer entlang der afghanischen Grenze. Das Ziel ist ein von der „Zivilisation“ fast abgeschnittener Nationalpark im Osten Tadschikistans. Ob uns eine Durchquerung und die Beschaffung der dazugehörigen Erlaubnis tatsächlich gelingen wird, bleibt abzuwarten.

Weiter geht es nach Kirgisien, doch ab hier wird spontan geplant. Mal sehen was die gute Zeit dann noch zulässt.

Die Vorbereitung

So eine viermonatige Radtour bedarf ein paar Vorbereitungen, die nicht nur das Bike selber betreffen.

Es mussten für Russland, Kasachstan, Usbekistan und Tadschikistan Visa beantragt werden. Dies war alles sehr problemlos: Botschaftsseiten des jeweiligen Landes im Netz aufrufen, Unterlagen vollständig erstellen, abgeben, Visum nach einer Woche Bearbeitungszeit abholen –  die offiziellen Einreisebestimmungen erledigt, juhu!

Weniger schön sind die Impfprozeduren, die mensch vor so einer Reise über sich ergehen lassen muss – Ich sage nur Tollwut! Es wurde gegen FSME, Typhus, Hepatitis A und B, Polio und natürlich Tollwut geimpft. Da Malariagebiete in Usbekistan sowie Tadschikistan durchfahren werden, wird gutes Mückenspray und Notfallmedikation mitgenommen. Natürlich wird eine kleine Reiseapotheke die Berggipfel sehen.

Am Rad wurde vor allem der Antrieb erneuert, die Bremsen eingestellt, Pedale gewartet, die Nabe des Hinterrads ausgetauscht, das Innenlager erneuert und eine neue Bereifung drauf gezogen.  Sonst ist alles noch ganz gut im Schuss….  Es ist übrigens ein selbst aufgebautes Reiserad auf dem Stahlrahmen von Surly – Long Haul Trucker (2009). Mountainbike- und Rennradkomponenten wurden verbaut und es läuft super. Eine Tour durch Nordamerika wurde auf diesem Rad bereits absolviert.

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Und sonst noch an Zeug: Ja meine Isomatte sowie mein Zelt muss noch geflickt werden.

Ein bisschen was zum Drumherum

Zunächst ist vielleicht aufgefallen, dass ich von „wir“ geschrieben habe. Die Tour mache ich nämlich nicht alleine, sondern mit einem Freund zusammen. Wir haben zusammen geplant, gebaut und werden nun endlich losfahren.

Ich werde versuchen eine Art Fotodokumentation über die Reise zu erstellen. Dennoch bin ich mir nicht sicher, inwiefern dies umgesetzt werden kann. Ich werde auf Internetcafés angewiesen sein und weiß nicht, ob ich immer Fotos hochladen und verkleinern kann.

Wichtig ist mir an dieser Stelle zu betonen, dass ich Dinge, Geschehnisse, Ereignisse nur aus meiner subjektiven Wahrnehmung beschreiben kann, vor meinem persönlichen Hintergrund.

„In der wirklich verkehrten Welt ist das Wahre ein Moment des Falschen“ (Guy Debord)“

Let’s start the adventure!

Mit 15 km/h bis ans Ende der Welt

Der Münchener Maximilian Semsch bricht Anfang Mai 2008 auf ins Abenteuer seines Lebens. Sein Ziel ist es, auf seinem Fahrrad das Ende der Welt zu erreichen, das sind geschätzte 18.000 Kilometer bis Singapur durch insgesamt 12 Länder. Untrainiert macht er sich mit über 50 kg Gepäck und einer Videokamera auf den Weg. Nach 211 Tagen erreicht er sieben Kilo leichter sein Ziel. Maximilian hat von seiner Reise einen Film gedreht. Sein filmisches Tagebuch What a trip wird am 18. April 2010 im Kino Moviemento am Kottbusser Damm 22 um 12:00 Uhr (Sonntagsmatinee) zu sehen sein. Maximilian Semsch wird selbst anwesend sein.
What a trip
Kino Moviemento

Fahrrad-Touren-Kalender NRW

Den deutschlandweit größten Internet-Kalender für geführte Radtouren hat jetzt der ADFC Nordrhein-Westfalen ins Netz gestellt. Täglich wird der Radtourenkalender erweitert, heute sind es 2028 Touren, von denen mehr als 2000 bis zum 31. Dezember diesen Jahres angeboten werden. Wer mitradeln will, kann aus 158 Startpunkten im Lande wählen, pro Tag stehen bis zu 19 unterschiedliche Touren zur Verfügung, immer mehr davon mit GPS-Daten fürs Fahrrad-Navi. Die kürzeste Strecke zählt 15 Kilometer, die längste 160. Für die längste Mehrtagestour muss man sich schon Zeit nehmen und Puste haben. Sie führt von Enger (Herford) an 15 Tagen über 1.100 km bis nach Wien.

Mit Ausnahme der mehrtägigen Fahrten, die eine verbindliche Anmeldung erfordern, ist die Teilnahme für ADFC-Mitglieder in der Regel kostenlos, Nicht-Mitglieder zahlen wenige Euro.

ADFC: Geführte Radtouren in NRW

Fahrradbildungsurlaub: Neues Leben nach der Kohle?

Ein Fahrradbildungsurlaub Neues Leben nach der Kohle? Regionalentwicklung in Spreewald und Lausitz wird vom 14. – 18. Juni 2010 mit Annette Wallentin und Mirko Seffzig durchgeführt.

Südlich von Berlin schließen unmittelbar zwei Regionen an, die unterschiedlicher kaum wirken könnten. Wir treffen da zuerst auf den idyllischen Spreewald, der mit seinen verzweigten Fließen und verwunschenen Forsten eine Attraktion für die zuweilen originelle Form des sanften Massentourismus bietet. Damit es an nichts fehlt, hat sich sogar ein künstliches Tropenparadies hier angesiedelt.

Dahinter erreichen wir mit der Lausitz eine Landschaft, die durch Braunkohletagebau hochgradig industriell genutzt und ausgebeutet wurde – zum Teil bis in die Gegenwart hinein. Die Folgen sind heute noch deutlich sichtbar: immer wieder treffen wir auf unserer Fahrradtour auf weite, ausgeräumte Landschaft: die Bergbaufolgelandschaft der Braunkohleförderung.

Aber wir treffen auch auf Ansätze einer nachhaltigen Nach- und Umnutzung dieser Flächen – in Form von Industriedenkmälern, als Stätte alternativer Energiequellen wie Wind und Sonne, aber auch als verwilderte Naturreservate.

Jenseits der erfahr-baren Blicke in die Landschaft fragen wir natürlich auch nach der wirtschaftlichen und sozialen Perspektive der Region, die von der Braunkohle, aber auch von der Grenzlage an Oder und Neisse geprägt ist: Wie lebt es sich hier? Wovon lebt man? Welche Zukunftsvisionen gibt es?

Der Fahrradbildungsurlaub kostet 350,- Euro (230,- Euro ermäßigt) und ist nur in Berlin und Brandenburg als Bildungsurlaub anerkannt.

Weitere Infos: Fahrradbildungsurlaub